sie. Bis zum späten Mittag würde er schlafen, dann vielleicht in die Stadt fahren, um Touristen herumzuführen. Zu dieser Jahreszeit kamen viele in das alte Fischerdorf und manchmal fand er welche, die mehr interessierte als den ganzen Tag am Strand zu liegen. Sie öffnete die Haustür und trat hinaus auf die staubige Straße. Es roch salzig, nach Meer und nach Hafen. Die Luft war angenehm kühl. Im Sommer konnte es sehr heiß werden in den engen Straßen, trotz der Nähe zum Meer. Am Morgen war es am Schönsten. Da war es noch ruhig in den Häusern, keine Autos wirbelten den Staub auf, keine Touristen lagen an den Stränden und rieben sich gegenseitig ihre fleischigen Leiber mit warmer Sonnenmilch ein. Ihr Vater sagte, die Menschen seien wichtig, die an den Strand kamen mit ihren bunten Bällen und ihrer weißen Creme. Er sagte auch, die Hochhäuser seien gut, die kantig und steif über die alten Holzhäuser der Fischer ragten. Denn die Touristen bringen Geld mit sich. Und an einem guten Tag geben sie mehr als die Eltern in der Fabrik verdienen können.   Anna lief die Straße entlang. In manchen Häusern brannte schon das Licht, die Männer mussten hinaus aufs Meer, hinaus zu ihren Fischkuttern, doch das Meer gab seine Schätze nicht mehr preis. Immer weniger Fischer konnten vom Verkauf ihres Fanges leben, sagte ihr Vater. Die Meere sind leergefischt, die Händler zahlen keine gute Preise. Deshalb müssen die Eltern in die Fabrik fahren, an jedem Morgen und in jeder Nacht. Schnell lief Anna über die harte Straße. Sie spürte die kleinen Steine unter ihren nackten Sohlen. 2/12