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die Haustür. Ich weiß, dass du es bist, heimgekehrt nach einem langen Tag im Büro.
Mein Atem geht schneller, während Schritte den Flur durchqueren. In meiner
Fantasie entsteht dein Gesicht. Es liegt im Schatten. Deine Augen sind
ungeschminkt. Ich mag es, wenn sie nicht geschminkt sind. Kein Puder auf den
Wangen, kein Rot auf deinen Lippen. Ich versuche, mir deinen Körper vorzustellen.
Deine Haut ist weich, feine Härchen richten sich auf, wenn ich sie mit den
Fingerkuppen berühre. Faltig ist sie geworden im Lauf der Zeit. Doch sie ist so zart,
so sensibel wie in unserem ersten Sommer. Deine Haare sind dünn geworden, sie
kräuseln sich im Nacken und ich wickle sie um meinen Finger. Ich habe deinen
Geruch in der Nase. Einen einzigartigen Geruch, den man nicht vergisst, er verankert
sich im Gehirn, im Herzen. Dein Geruch ist intensiv, nicht nach Rosen, nicht nach
falschen Aprikosen. Du riechst nach dir, riechst salzig und herb. Und wunderschön.
Im Badezimmer höre ich das Wasser laufen. Ich liege auf meinem Bett und warte. Der
Horizont, der an meiner Fensterbank beginnt, verfärbt sich azurblau, dunkelblau,
mitternachtsblau. Auf der Straße wird es ruhiger. Ein Auto fährt vorbei, ein einzelner
Hund kläfft auf seinem Abendgang. Dann ist es still, nur aus der Ferne dringt
beruhigend die flüsternde Stimme der Stadt. Eine Taube gurrt vor meinem Fenster. In
meinen Gedanken bist nur du. Das heiße Wasser läuft herab an deiner nackten Haut.
Deine Augen sind geschlossen. Die Anspannung fließt von dir herab durch den